Montag, 27. April 2009

V wie Vendetta


Rache als zentrales Motiv erfreut sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts stetig wachsender Beliebtheit bei Filmemachern und Publikum. Gleiches wird mit Gleichem vergolten. Entweder dadurch begründet, dass dem Protagonisten unverzeihliches angetan wurde (Thriller – Ein unbarmherziger Film (1974), Der Graf von Monte Cristo (1975), Kill Bill Vol. 1+2 (2003/2004), Oldboy (2003)) oder aber einer ihm nahe stehenden Person (Die Jungfrauenquelle (1960), dessen Remake Last House on the Left (1972), Spiel mir das Lied vom Tod (1968), Irreversibel (2002), Sweeney Todd (2007)). Der auf dem gleichnamigen Alan Moore-Comic basierende V wie Vendetta (2006) – zugehörig zu erster Kategorie – greift dieses in beinahe allen denkbaren Variationen durchgespielte Motiv auf und verbindet es mit den dystopischen Welten von George Orwell (1984) und Ray Bradbury (Fahrenheit 451).

James McTeigues V wie Vendetta spielt im faschistischen Groß Britannien der Zukunft. Allgemeine Unsicherheit und ein totalitäres Regierungssystem verdammen die öffentliche Stimme zur Passivität. Als Anführer der Revolution setzt es sich der Maskierte V zum Ziel, die unterdrückte Öffentlichkeit zu befreien und den tyrannischen Großkanzler Adam Sutler zu stürzen. Erlebnisse aus Vs Vergangenheit machen aus dem Befreiungsschlag ein persönliches Rache-Szenario. Mittendrin Evey Hammond, die sich für eine Seite entscheiden muss.


Das in V wie Vendetta gezeichnete Gesellschaftsbild ist geprägt von Unterdrückung und umfassender Kontrolle seitens des Staates – personifiziert durch den Großkanzler Sutler. Wie in den großen literarischen Vorbildern (1984, Fahrenheit 451) bestimmt die Umkehrung der Machtverhältnisse das Geschehen. Aus dem herrschenden Volk werden beherrschte Untertanen. Dem Regisseur gelingt es, mit relativ einfachen Mitteln die Unterdrückung greifbar zu machen. Rigoros durchgesetzte, staatliche Restriktionen, denen Evey anfangs beinahe zum Opfer fällt, Vs anklagende Videobotschaft an die britische Bevölkerung und vor allem die Dialoge zwischen Großkanzler Sutler und seinen Beratern zeichnen ein deutliches Bild. Eine im Zusammenhang mit der Unterdrückung höchst eindrucksvolle Szene präsentiert sich dem Zuschauer, als sich alle aufgestaute Energie der Bevölkerung mit einem Paukenschlag freisetzt. Die von Großkanzler Sutler errichteten Mauern werden gesprengt, als sich Heerscharen mit Guy Fawkes-Masken durch Londons Straßen ergießen. Die Revolution hat begonnen. Sutlers Militär wird widerstandslos umspült wie Steine am Strand. Visuell ein dynamisches Highlight, katalysiert durch den maskierten Unbekannten.


V wie Vendetta gelingt es schnell die Sympathien für seinen Protagonisten zu wecken. Filme mit starkem Rache-Motiv haben meist auch die besten Voraussetzungen. Welchem Zuschauer fällt es sonderlich schwer, sich in eine gepeinigte Seele hineinzuversetzen, die nach Vergeltung sinnt? Dieser psychologische Vorteil greift hier jedoch zunächst nicht. Denn McTeigues Film enthüllt Vs Rachemotiv erst verhältnismäßig spät. Vielmehr gewinnt V bereits zu Beginn durch Eloquenz, Charme und konsequentes Auftreten die Gunst des Publikums. Sein Underdog-Charakter im Kampf gegen ein übermächtiges System sorgt für das Übrige. Um den gesichtslosen V als starke Identifikationsfigur zu etablieren, bedient sich der Film häufiger inhaltlicher Parallelen zwischen ihm und anderen positiv belegten Figuren. Dazu baut der Film beispielsweise etliche frappierende Gemeinsamkeiten zwischen V und Eveys Kollegen Gordon auf, der auf eigene Art gegen das Regime des Großkanzlers kämpft. Beide Charaktere verschmelzen. V verliert auf diese Weise etwas von seiner unfassbaren Aura. Er wird als Mensch greifbarer. Seine Sehnsucht nach Rache eindringlicher. Ein intelligenter Zug, bei dem man sich als Zuschauer die Frage stellt, ob der Film auch ohne dieses Stilmittel funktioniert hätte? Höchst wahrscheinlich. Denn Hugo Weaving besitzt selbst unter seiner Guy Fawkes-Maske mehr Ausdrucksvermögen als viele seiner heutigen Kollegen ohne Gesichtsverdeckung. Weaving beziehungsweise die Rolle des Rächers verdeutlicht, wie viel Effekt durch bedacht eingesetztes Gestenspiel erreicht werden kann.

McTeigues V wie Vendetta versteht sich als Unterhaltungsfilm mit dem Anspruch seine Zuschauer zum Mitdenken zu animieren. Keinesfalls sollte die Comicverfilmung als Actionvehikel gesehen werden. Unter diesem Aspekt betrachtet, dürfte vielen Zuschauern eine Enttäuschung bevorstehen. Im Vordergrund steht die Charakterentwicklung der Protagonisten V und Evey. Action mit einem zuverlässigen Gespür für Timing und den richtigen Blickwinkel wird an bestimmten Stellen eingestreut. Merkwürdigerweise erinnern viele der Einstellung und ebenso viele einzelne Bewegungen Vs an die Comicverfilmung Blade (1998) des britischen Regiekollegen Stephen Norrington. Dies sei nur als Randnotiz festgehalten. Was V wie Vendetta wesentlich stärker kennzeichnet, ist seine wertneutrale Auseinandersetzung mit dem Motiv der Blutrache – der Vendetta. So stellt Evey V die Frage nach der Moral seiner Bestrebungen. Jener betrachtet seinen Feldzug als bis zur letzten –tödlichen – Konsequenz gerechtfertigt. Der Zuschauer hingegen muss entscheiden, ob er dieser Meinung folgen kann. Vorgefertigte Antworten liefert der Film nicht. Die Ambivalenz in Vs Charakter tritt hier deutlich hervor. Die Wahl seiner Mittel erinnert stark an seinen Antagonisten Sutler. V bedient sich medialer Propaganda, verübt Anschläge. Er unterzieht Evey mentaler und physischer Folter, um sie zu einem angstfreien Leben umzuerziehen. Alles strikt nach Methodik des Gegners. Doch wo muss man Grenzen ziehen? Kann man Gutes erreichen, indem man die Mittel des Gegners anwendet? Fragen, die ohne Zweifel diskussionswürdig sind.


Nachdem die Wachowski-Brüder ihren Stern mit Hilfe der Matrix-Trilogie (1999 & 2003) sowohl zum Erstrahlen als auch zum anschließenden Erlöschen gebracht hatten, gelang ihnen als Autoren von V wie Vendetta ein großer, überraschender Wurf. Weg von verquasteten, pseudophilosophischen Effektgewittern, hin zu ungewöhnlichen, ambivalenten Charakteren, wohldosierter Action und einer fesselnden Story. Ein Film für Zuschauer, die eine gelungene Verquickung aus Unterhaltung und Tiefgang zu schätzen wissen.

Freitag, 10. April 2009

Michael Manns Public Enemies Trailer #2

Der zweite Trailer zu Michael Manns Public Enemies mit Johnny Depp und Christian Bale. Sieht auf jedenfall sehr vielversprechend aus. Obwohl nicht in bester Qualität vermittelt der Trailer viel Atmosphäre. Ich bin gespannt.

Sonntag, 5. April 2009

Die Suche ist vorbei: New Line hat seinen Freddy Krueger

Jackie Earle Haley is moving to Elm Street, signing to star as iconic killer Freddy Krueger in New Line and Platinum Dunes’ relaunch of “A Nightmare on Elm Street.”

Platinum Dunes partners Michael Bay, Brad Fuller and Andrew Form are producing with John Ricard co-producing. Samuel Bayer will direct from Wesley Strick’s script, with lensing set to begin next month in Chicago.

New Line decided last year to relaunch the movie series centered on the iconic killer, who haunts the dreams of teenagers and kills them in their sleep. Krueger was played by Robert Englund in the 1984 original, spawning nine films and two TV series in what was New Line’s most lucrative franchise until “The Lord of the Rings.”

The relaunch comes on the heels of New Line and Platinum Dunes’ rebirth of another horror franchise, “Friday the 13th,” which has grossed $65 million domestically since its launch on Friday, Feb. 13.

Haley starred in “Watchmen” as Rorshach and will next be seen alongside Leonardo DiCaprio in Phoenix Pictures “Shutter Island,” directed by Martin Scorsese.

Quelle: Variety.com


Nun ist es raus. New Line Cinema hat in Jackie Earle Haley (Watchmen, Little Children) seinen neuen Freddy Krueger gefunden. Nun steht dem Re-Launch für die „A Nightmare On Elm Street“-Reihe nichts mehr im Weg. Der Drehbeginn ist für Ende des Monats angesetzt. Als vorläufiger US-Starttermin wurde der 16.04.2010 benannt. Man darf gespannt sein. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wiedergeburt der zweiten Killer-Ikone nicht so in den Sand gesetzt wird wie bei Freitag, der 13.



Creep


Die junge Kate wird durch Pech über Nacht im Londoner Underground eingesperrt. Doch sie ist nicht alleine. Ein Monster, welches für das Verschwinden zahlreicher Obdachloser verantwortlich ist, hat es auf sie abgesehen. Derart lässt sich die nicht sonderlich innovative Story der deutsch/britischen Co-Produktion Creep (Regie: Christopher Smith, 2004) kurz zusammenfassen. Mittendrin Franka Potente als Kate, die hier etwas unbeholfen um ihr Leben rennen und durch etliche Logiklöcher stolpern muss. Dabei sollte der Zuschauer Creep zumindest zu Gute halten, dass der technisch durchweg solide Film, mit einer spannend gestalteten Exposition aufwarten kann. Die klaustrophobische Leere des abgeriegelten Bahnhofs und die noch unidentifizierte Gefahr sind ansprechend in Szene gesetzt. Der vielversprechende erste Eindruck verpufft aber zusehends. Durch die stetig weiter ausgedehnte Screentime des Creeps verliert der Film viel von seinem Potential. Die irrationale, diffuse Spannung des Beginns tritt in den Hintergrund und wird zunehmend durch blutige Einlagen kompensiert. Diese sind deftig ausgefallen, nützen aber auch nicht viel. Hätten die Verantwortlichen die Absicht verfolgt, den Film wenigstens ein Stück weit aus dem Sumpf ähnlich gelagerter Produktionen zu hieven, hätten andere Wege beschritten werden müssen. Was bleibt ist ein Machwerk nach Schema F mit zahlreichen ungeklärten Fragen. Fragen wie: Warum schert sich niemand um eine U-Bahn, in der scheinbar unzählige Obdachlose verschwinden? Wieso erwischt es den Nachtwärter des Londoner Undergrounds erst jetzt? Warum tötet der Creep einige seiner Opfer an Ort und Stelle, während andere zunächst in einem Wasserkäfig zum Dahinsiechen gelagert werden? Und wer hat überhaupt das Make-up für den Degenerierten verbrochen? Alles Fragen, zu denen man eigentlich gar keine wirkliche Antwort haben möchte. (04/10 Punkten)