Montag, 25. Februar 2008

Geständnis einer Nonne


Nonnen sind schon ein garstiges Völkchen. Mörderinnen in kirchlichem Gewand. Berühmt und berüchtigt für ihre offen zelebrierte Frivolität, ihren unstillbaren Sexualtrieb, vor dem sich sowohl das männliche als auch das weibliche Geschlecht in Acht nehmen sollten. Nur allzu gern lassen sie ihren sadistischen Trieben freien lauf, üben blutige Rache und hecken Finsteres aus. Auf wen diese zugesprochenen Attribute befremdlich wirken mögen, dem sei zu seiner Beruhigung versichert, dass wir nicht die Pforten zur Hölle auf leisen Sohlen durchschritten haben, sondern uns vielmehr in einem sehr beliebten italienischen Genre der 70er Jahre befinden. Nunsploitation heißt das Zauberwort, welches zu damaligen Zeiten sicherlich im Vatikan besonderen Anklang fand. Giulio Beruttis „Geständnis einer Nonne“ (1978) ist ein Vertreter jener Gattung, die sich oftmals nicht der offenen, selbstzweckhaften Provokation schämt.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht Schwester Gertrude, welche ein strenges, jedoch zugleich gerechtes Regime in ihrem Krankenhaus führt. Was keiner der Patienten ahnt: Hinter ihrem gefassten äußeren Erscheinungsbild tobt ein innerer Krieg. Seit einer vermeintlich gut verlaufenen Gehirnoperation ist Gertrude morphiumabhängig und leidet unter immer öfter eintretenden Wahnvorstellungen, deren Folgen ihre Patienten schmerzlich zu spüren bekommen. Als sich im Krankenhaus seltsame Todesfälle häufen, scheint die Schuldige jedenfalls schnell gefunden…

Nunsploitation-Filme treffen sicherlich nicht jedermanns cineastischen Nerv, was nur allzu verständlich ist. „Geständnis einer Nonne“ macht es selbst dem unvoreingenommen Kinogänger nicht unbedingt einfach, Freundschaft mit dem Genre zu schließen. Berutti jubelt dem Zuschauer ein zahnloses Machwerk unter, das in keiner Disziplin so wirklich mit Esprit zu glänzen vermag. Beispielsweise spiegelt die Inszenierung zwar die unterkühlt-sterile Atmosphäre des Krankenhauses mit Bravour wider, nur leider vergisst Berutti die Notbremse zu ziehen, bevor dem Zuschauer die Füße am Boden festfrieren. Von Atmosphäre nicht der Hauch einer Spur.

Wenn es sich nur auf diesen Kritikpunkt belaufen würde, könnte sich der Streifen durchweg auf der glücklichen Seite schätzen. Objektiv gesehen verflüchtigt sich diese leise Hoffnung jedoch relativ schnell in Schall und Rauch und macht einem nüchternen Eindruck platz. Die Geschichte um Schwester Gertrude, die Stück für Stück in den Wahnsinn abzugleiten droht, wirkt wenig inspiriert und bietet nur Standardkost. Allein aufgrund der stümperhaft ausgesäten „Roten Heringe“ dürfte eigentlich niemand in Schwester Gertrude die Verursacherin der Todesfälle sehen. Ihr eingestreutes pseudo-lesbisches Geplänkel mit der Zimmergenossin Schwester Mathieu, die offensichtlich ihre sexuellen Wünsche auf Gertrude projiziert, bietet dann auch postwendend die- wohl eher ungewollte- Möglichkeit, bereits frühzeitig Rückschlüsse auf die wahre Identität des Mörders zu ziehen. Drehbuch sei Dank!

Will man sich einmal wirklich weit aus dem Fenster lehnen, könnte man sogar versuchen in „Geständnis einer Nonne“ einen kirchenkritischen Subtext zu verorten, der weit über bloße Provokation mit den gängigen Sex- und Gewaltinhalten hinausgeht. Eine Äußerung der Mutter Oberin („Es ist die Berufung einer Nonne, zu leiden.“) im Kontext des Films, welcher die Unterdrückung von Sexualität und Persönlichkeit in einer Klostergemeinde zeigt, ließe sich zweifelsohne dahingehend deuten. Ob Herr Berutti mit seinem drögen Genrefilm derart viel Hintergründigkeit im Sinn hatte, bleibt fraglich.

„Geständnis einer Nonne“ nutzt jene Schwemme an Nunsploitation-Werken der 70er Jahre aus, um dem Publikum ein äußerst fragwürdiges filmisches Vehikel unterzujubeln. Da kann auch Fellini-Muse Anita Ekberg als Gertrude mit ihrem lustlosen Spiel kaum großartig was retten. Selbst Freunden europäischer Filmkost der 60/70er Jahre dürfte es schwer fallen, dem Werk allzu viel Positives unter der Kutte hervorzulocken. Zu gewollt, aber nicht gekonnt präsentiert gibt sich Beruttis Streifen in seinem Bemühen, dem Publikum etwas Spannendes, Mysteriöses oder gar auch nur Provokantes vorzusetzen. (3/10 Punkten)

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