Donnerstag, 6. Dezember 2007

Wilde Erdbeeren


Ingmar Bergmans Filme sind etwas Besonderes und treffen garantiert nicht jedermanns Geschmacksnerv. Schwer zugänglich, verkopft und langatmig sind Argumente, die der normale Kinogänger gegenüber den Werken des jüngst verstorbenen, schwedischen Regisseurs anbringt. Und mit einem Aspekt hat er zumindest recht: der Zugang gestaltet sich bei weitem nicht immer einfach, was so manchen- nachvollziehbarerweise- verschreckt. Aber wenn es dem Zuschauer erst einmal gelingt, sich Eintritt zu verschaffen, abzutauchen eröffnet sich ein entdeckenswerter Kosmos voller Energie und Vitalität. „Wilde Erdbeeren“ nimmt in Bergmans Oeuvre zweifelsohne eine zentrale Position ein. Der 1957 entstandene Film behandelt zwei Tage im Leben des Doktors Isak Borg, der kurz vor dem 50. Jahrestag seiner Promotion beginnt über sein Leben zu sinnieren. Während einer längeren Autofahrt macht er halt an den unterschiedlichsten Stationen seines Lebenswegs und zieht ernüchternde Bilanz. Den Fokus legt Bergman hierbei stark auf das gesprochene Wort- die Dialoge sind essentiell und voll trauriger Schönheit. Nicht verkopft, sondern bewegend- auf eine berührende Weise magisch- gibt sich der Film, während er sein Publikum mit auf eine melancholische Reise nimmt, die sich für Borg schlussendlich als reinigend und lehrreich erweisen soll.
„Wilde Erdbeeren“ ist eine faszinierende Meditation über das Leben, bei der es kein Richtig oder Falsch- nur ein Besser oder Schlechter- zu geben scheint. Ruhig, bedächtig- in langen Einstellungen, die dem Schnittstakkato heutiger Produktionen nicht konträrer entgegenstehen könnten-, aber zu keiner Zeit auch nur in Anflügen langweilig geben sich Bergmans „Wilde Erdbeeren“ (zentraler Punkt in einer von Borgs Erinnerungen) und machen neugierig auf andere Werke des Verstorbenen. (9/10 Punkten)

Keine Kommentare: