Dienstag, 31. März 2009

Eden Lake


Wie in der Kurzkritik zu Ruins (2008) angemerkt, häufen sich aktuelle Beispiele, in denen sich der Horror aus Urlaubs- und Erholungssituationen entspinnt, zunehmend. Der britische Eden Lake (2008) entspricht genau diesem Muster. Regisseur James Watkins lässt in seinem Film das junge Pärchen Steve und Jenny zu einem Wochenende am idyllischen Eden Lake aufbrechen. Fernab vom Alltag suchen sie nach ein paar ungestörten, romantischen Tagen. Keiner der beiden ahnt jedoch, dass eine Bande jugendlicher Delinquenten die Gegend um den See terrorisiert. So wird aus anfänglichen Anfeindungen und Provokationen schnell bitterer Ernst.


Das britische DVD-Cover titelt The Best British Horror Film in Years. Dass solche Äußerungen stets mit Vorsicht zu genießen sind, ist bekannt. Doch wenn Eden Lake tatsächlich zur Spitze des britischen Horrorfilms gezählt werden soll, möchte man vom Rest am liebsten gar nichts wissen. Nach einem durchweg gelungenen Start, der sogar mit sympathischen Protagonisten aufwarten kann, verflacht die Qualität zusehends. Was anfangs noch Hoffnung auf einen kreativen Horrortrip macht, entpuppt sich spätestens nach dem ersten Drittel als stark ausgelutschter Backwood-Streifen. Eden Lake wandelt auf derart ausgetrampelten Pfaden, dass sich der Zuschauer meist nicht mal groß Mühe geben muss, um die folgenden Plotwendungen zu erahnen. Oder wie kommt es, dass in allen Filmen dieser Gattung die Opfer auf ihrer Flucht stets auf Personen treffen, die entweder Verwandte oder Freunde der Aggressoren sind? Es scheint jedenfalls ein in Stein gemeißeltes Gesetzt zu sein, das auch Eden Lake treudoof befolgt. Ein zusätzliches Ärgernis sind dermaßen auffällige Logiklöcher und Absurditäten, die erst recht hervorstechen, wenn man sich als Zuschauer nicht sonderlich vom Plot herausgefordert fühlt. Da hilft es auch nicht, dass man sich freudig von Genrekollegen wie dem französischen Ils (2006) „inspirieren“ lässt.

Angenehm hingegen fällt auf, dass Eden Lake sich nicht nur auf die explizite Darstellung von Gewalt verlässt, sondern sich diesbezüglich in relativ moderaten Bahnen bewegt. Ein- oder zweimal arbeitet Watkins tatsächlich mit Spannung und dem Gefühl des Terrors. Oder versucht es zumindest. Bezüglich des Finales fällt eine Bewertung nicht leicht. Ein ambivalentes Gefühl ist alles was zunächst zurück bleibt. Stünde das schlichte, abrupte Ende für sich alleine, gäbe es diese Zwiegespaltenheit nicht. Aber allein die Herleitung des Finales bereitet dem Genrefreund einiges an Bauchgrimmen. So ist alles was nach dem Abspann übrig bleibt nur ein mittelmäßiger Genrefilm, der bei weitem nicht sein Potential ausschöpft. (5/10 Punkten)


P.S.: Allen Freuden der britischen Unterschichtssprache sei der Originalton empfohlen.

Freitag, 27. März 2009

Midnight Meat Train


Nach Sichtung von Ryûhei Kitamuras (Versus) neustem Werk wird sich der eine oder andere Großstädter beim Betreten der lokalen U-Bahn sicherlich mehr als einmal besorgt über die Schulter blicken. Schuld daran ist die Verfilmung von Clive Barkers Kurzgeschichte Midnight Meat Train aus den Büchern des Blutes. In dieser verwandelt der hühnenhafter Metzger Mahogany die New Yorker Metro in ein Schlachthaus auf Rädern. Durch Zufall kommt ihm der aufstrebende Fotograf Leon auf die Spur. Auf der Jagd nach verwertbaren Aufnahmen für sein Debüt in einer angesehenen Galerie kreuzen sich die Wege der beiden zum ersten Mal. Fortan vergräbt sich Leon immer tiefer in Nachforschungen, bis sogar seine Freundin in Gefahr gerät.


Um Kitamuras Midnight Meat Train wurde im Vorfeld viel gerätselt. Nachdem 2007 ein US-Starttermin bekannt gegeben wurde, den Lionsgate alsbald wieder canceln lies, wusste keiner so recht, ob aus Midnight Meat Train noch etwas werden würde. Im Spätsommer 2008 bekam der Film schließlich doch noch eine Chance auf eine amerikanische Kinoauswertung und scheiterte kläglich. Sowohl der verschobene Starttermin als auch der Flop an den Kassen sprechen nicht unbedingt für die Qualität des Films. Könnte man meinen. Doch das schlechte Omen bewahrheitet sich nicht. Midnight Meat Train ist ein kleiner, gemeiner Streifen, der durchweg für gute Unterhaltung sorgt. Drehbuch-Autor Jeff Buhler hat Barkers Kurzgeschichte ohne größere Schwierigkeiten auf Spielfilmlänge aufgeblasen. Unnötige Längen bleiben dem Zuschauer erspart. Dafür bekommt er eine dichte, funktionierende Atmosphäre, die den Film von Anfang bis Ende trägt. Verstärkt wird der positive Eindruck zudem durch die unterkühlten Aufnahmen der New Yorker Metro. Dass Midnight Meat Train trotz seiner angenehmen Geradeheraus-Attitüde kein wirklich harter Schocker geworden ist, liegt zu einem Großteil an Kitamuras comichafter Inszenierung. Einige Szenen bewegen sich zwar hart an der Schmerzgrenze, werden jedoch durch allzu übertriebene Splattereinlagen und kreativ eingesetzte Stilmittel, wie einige ungewöhnliche Point-of-View-Einstellungen, wieder relativiert. Der Cast kann weitgehend überzeugen. Einziger Kritikpunkt ist Metzger Vinnie Jones. Seine imposante Statur scheint zwar maßgeschneidert für den Film, alles in allem wirkt er nichtsdestotrotz ein wenig ausdrucksschwach und farblos.

Midnight Meat Train ist ein Film, der nicht viel will, außer seinen Zuschauern 90 unterhaltsame Minuten zu bescheren. Das gelingt ihm sehr ordentlich. Ein Umstand, den Kitamuras Film schon mal 80% seiner heutigen Genrekollegen voraus hat. (8/10 Punkten)


Neustart des Blogs

Lang ist’s her. Mittlerweile ruht der Blog seit über fünf Monaten. Nun habe ich den guten Vorsatz gefasst, wann immer es mir möglich ist, wieder aktiv zu werden. Das bedeutet, dass es künftig wieder längere Filmbesprechungen, Kurzkritiken, Buchvorstellungen und auch aktuelle News geben wird. Ich hoffe, dass mein Blog wieder den einen oder anderen Leser finden wird. Ich freue mich jedenfalls auf die künftige Arbeit. Schon der erste Post fühlt sich nach zu Hause an.