Wie in der Kurzkritik zu Ruins (2008) angemerkt, häufen sich aktuelle Beispiele, in denen sich der Horror aus Urlaubs- und Erholungssituationen entspinnt, zunehmend. Der britische Eden Lake (2008) entspricht genau diesem Muster. Regisseur James Watkins lässt in seinem Film das junge Pärchen Steve und Jenny zu einem Wochenende am idyllischen Eden Lake aufbrechen. Fernab vom Alltag suchen sie nach ein paar ungestörten, romantischen Tagen. Keiner der beiden ahnt jedoch, dass eine Bande jugendlicher Delinquenten die Gegend um den See terrorisiert. So wird aus anfänglichen Anfeindungen und Provokationen schnell bitterer Ernst.
Das britische DVD-Cover titelt The Best British Horror Film in Years. Dass solche Äußerungen stets mit Vorsicht zu genießen sind, ist bekannt. Doch wenn Eden Lake tatsächlich zur Spitze des britischen Horrorfilms gezählt werden soll, möchte man vom Rest am liebsten gar nichts wissen. Nach einem durchweg gelungenen Start, der sogar mit sympathischen Protagonisten aufwarten kann, verflacht die Qualität zusehends. Was anfangs noch Hoffnung auf einen kreativen Horrortrip macht, entpuppt sich spätestens nach dem ersten Drittel als stark ausgelutschter Backwood-Streifen. Eden Lake wandelt auf derart ausgetrampelten Pfaden, dass sich der Zuschauer meist nicht mal groß Mühe geben muss, um die folgenden Plotwendungen zu erahnen. Oder wie kommt es, dass in allen Filmen dieser Gattung die Opfer auf ihrer Flucht stets auf Personen treffen, die entweder Verwandte oder Freunde der Aggressoren sind? Es scheint jedenfalls ein in Stein gemeißeltes Gesetzt zu sein, das auch Eden Lake treudoof befolgt. Ein zusätzliches Ärgernis sind dermaßen auffällige Logiklöcher und Absurditäten, die erst recht hervorstechen, wenn man sich als Zuschauer nicht sonderlich vom Plot herausgefordert fühlt. Da hilft es auch nicht, dass man sich freudig von Genrekollegen wie dem französischen Ils (2006) „inspirieren“ lässt.
Angenehm hingegen fällt auf, dass Eden Lake sich nicht nur auf die explizite Darstellung von Gewalt verlässt, sondern sich diesbezüglich in relativ moderaten Bahnen bewegt. Ein- oder zweimal arbeitet Watkins tatsächlich mit Spannung und dem Gefühl des Terrors. Oder versucht es zumindest. Bezüglich des Finales fällt eine Bewertung nicht leicht. Ein ambivalentes Gefühl ist alles was zunächst zurück bleibt. Stünde das schlichte, abrupte Ende für sich alleine, gäbe es diese Zwiegespaltenheit nicht. Aber allein die Herleitung des Finales bereitet dem Genrefreund einiges an Bauchgrimmen. So ist alles was nach dem Abspann übrig bleibt nur ein mittelmäßiger Genrefilm, der bei weitem nicht sein Potential ausschöpft. (5/10 Punkten)
P.S.: Allen Freuden der britischen Unterschichtssprache sei der Originalton empfohlen.