Müssen wir bei Urlaubswerbungen vielleicht künftig wie im Fall von Zigaretten mit kleinen Warnslogans rechnen? „Achtung! Urlaub gefährdet Ihre Gesundheit und kann im schlimmsten Fall zum Tod führen!“. Dahin könnte tatsächlich der Trend gehen, betracht man die aktuelle Entwicklung im Horrorgenre. Horror entspringt vermehrt der Zeit, in der man seine Kraftreserven auftanken bzw. einfach die Seele baumeln lassen will: dem Urlaub. Seien es „Hostel 1+2“, „The Hitcher“ (2007), „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning” oder der 2008 angelaufene “Ruinen”.
In letzterem erleben zwei amerikanische Pärchen im Zuge ihres Mexiko-Aufenthalts das pure Urlaubsgrauen. Während der Besichtigung einer abgelegenen Ruine geraten sie und ihre Führer mit den dortigen Einheimischen aneinander. Ohne zu wissen, warum man es auf sie abgesehen hat, fliehen sie auf eine alte Maya-Ruine, auf der man sie künftig durch Waffengewalt isoliert. Erst nach und nach klärt sich, dass es etwas mit dem pflanzlichen Bewuchs der Ruine zu tun haben scheint.
Carter Smiths „Ruins“ liefert dem Horrorfan Standardkost in einer netten kleinen Variante. Weder eine Organisation von Menschenhändlern noch ein Killer on the loose hat es diesmal auf die jugendlichen Protagonisten abgesehen. Vielmehr ist es im Fall von „Ruins“ eine äußerst aggressive Pflanze, die in einer Mischung aus Efeu, Klatschmohn und Cannabis Tod und Verderben für alle diejenigen bedeutet, die sich in ihre Nähe wagen. Weiter reicht dann die Individualität des Spektakels auch nicht, denn ansonsten bietet der Film die typisch platten Horror-Charaktere sowie einige Logikfehler, die mittlerweile irgendwie schon beinahe als obligatorischer Bestandteil des Genres erscheinen. Bei all den Kritikpunkten will man „Ruinen“ jedoch gar nicht absprechen, dass er als Unterhaltung für zwischendurch durchaus keine Fehlentscheidung sein muss. Es gibt einen erkennbaren Spannungsbogen, der den Zuschauer über 90 Minuten bei der Stange halten kann. Des Weiteren kommen hier auch Fans deftiger Effekte auf ihre Kosten und das ganz ohne auf „Hostel 2“-Niveau sinken zu müssen. Alles in allem lautet das Rezept: man nehme ein bisschen Psychoterror, ein paar bitterböse, blutige Einlagen und mische das Ganze mit einem ungewöhnlichen Feindbild. Fertig ist „Ruinen“. Kurzweilig und leicht verdaulich. (6,5/10 Punkten)