Samstag, 17. November 2007

Halloween

Was steckt hinter der nunmehr ziemlich lang anhaltenden Remakewelle, die sowohl Genreklassiker als auch Filme jüngeren Datums gleichermaßen erwischt? Ist es reine Berechnung, die auf einen größtmöglichen Profit abzielt? Oder stecken doch ganz unverhoffte künstlerische Ambitionen hinter derlei Projekten, die dem Original neue Interpretationsmöglichkeiten abzugewinnen versuchen? Das jüngste Beispiel für ein Remake der zweiten Kategorie ist sicherlich Rob Zombies Neuauflage des Carpenter-Klassikers „Halloween“. Zombie, dessen Liebe fürs Horrorgenre schon seinen vorherigen Produktionen („Haus der 1000 Leichen“, „The Devil’s Rejects“) deutlich anzusehen war, gelang mit „Halloween“ eine durchweg sehenswerte Neuinterpretation, die den Klassiker von einer anderen Seite beleuchtet, jedoch ohne das große Vorbild jemals aus den Augen zu lassen. Dahingehend am Interessantesten gestaltet sich die Aufbereitung von Michael Myers Jugendjahren. Während Carpenters Film sich diesbezüglich nicht allzu lange aufhielt, geht es Zombie darum, eine Motivbasis für Myers Handeln zu etablieren. Beim Original wird der Initialmord beispielsweise wesentlich enger mit einer sexuellen Komponente verbunden, als es im Remake der Fall ist. Genretypisch konservativ wird dafür der Geschlechtsakt zwischen Michaels Schwester und ihrem Freund umgehend mit dem Tode „geahndet“ und somit zum Zünder der Geschichte auserkoren. In Zombies „Halloween“ tritt dieser Aspekt weiter in den Hintergrund. Vielmehr liegt hier der Fokus auf dem bis ins Mark erschütterten Familienleben der Myers und dessen Auswirkungen auf einen jungen Menschen wie Michael. Dabei darf sich Zombie, welcher durch die Fireflys schließlich schon reichliche Erfahrungen mit gestörten Familien sammeln konnte, ordentlich austoben. Hier und da vielleicht ein bisschen zu überzeichnet, zu kaputt, zu stereotyp, um ernst genommen zu werden, aber im Gesamtkonzept des Films durchaus vertretbar. Das erste Opfer von Zombies Michael stammt überraschenderweise nicht aus der eigenen Familie, sondern ist ein nicht gerade sympathisches Exemplar der Gattung Mitschüler. Nachdem sich Michael dessen angenommen und schlussendlich auch seine Familienmitglieder- sprich: den tyrannischen Stiefvater- dezimiert hat, macht der Film einen größeren Sprung auf der Zeitachse in Richtung Gegenwart, jedoch nicht ohne noch etwas genauer auf die Zeit in der Nervenklinik einzugehen, welche Carpenter zumeist ausgespart hat. Die verschiedenen Ansätze der Regisseure werden so besonders in der ersten Hälfte des Streifens offensichtlich und verleihen dem Remake ein Stück weit wohlige Eigenständigkeit. Und auch in Bezug auf Gewalt geht Zombie seine eigenen Wege, denn von den feinfühlig platzierten, kaum blutigen Taten findet sich anno 2007 kaum noch etwas wieder. Zombie, getreu dem Motto „viel hilft viel“, bombardiert den Zuschauer mit in tiefrot gemalten Schreckensvisionen- tauscht somit Carpenters chirurgisches Feinbesteck gegen den Titanvorschlaghammer. Keine Spur mehr von Off- Screen oder vorsätzlich abgedunkelten Bildern, Zombie überträgt seine bereits wohlbekannte, kompromisslose Einstellung gegenüber Gewalt konsequent auf das „Halloween“- Projekt. Beim Cast des Streifens beweist er ein (überwiegend) goldenes Händchen. So beispielsweise beim kleinen Michael Myers (Daeg Faerch). Die Wahl hätte nicht besser ausfallen können. Er verkörpert eine wohl ausbalancierte Mischung aus zutiefst gestörtem Wahnsinnigen und zeitgleich Mitleid erregendem Kind, was für das Alter des Jungschauspielers absolut beachtlich ist. Nebenher gibt es dann auch für Filmfreaks noch kleinere Schmankerl in Form von interessant besetzten Nebenrollen zu entdecken. So darf man Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“, „Heat“, „Desperado“) als Putzmann Ismael Cruz, Ken Foree („Dawn of the Dead“ (1978) als Trucker Big Joe Grizzley und auch Udo Kier bewundern. Doch bei all dem Lob in Bezug auf den Cast muss man zugestehen, dass Malcolm McDowell („Caligula“) ein mittelschwerer Fehlgriff ist. Er wirkt stets deplaziert und kann die Rolle, die ehemals vom verstorbenen Donald Pleasence verkörpert wurde, nicht ausfüllen.

Rob Zombies „Halloween“ ist ein durchweg gelungenes Remake, was zwar weit hinter Carpenters Original rangiert, nichtsdestotrotz einen unterhaltsamen Filmabend garantiert. Der Eindruck wäre vielleicht noch ein wenig positiver ausgefallen, hätte Zombie das letzte Drittel ein bisschen gestrafft, um dem Film etwas mehr Drive zu verleihen. So zieht sich der Teil des Films leider doch ein wenig, was nicht unbedingt hätte sein müssen. (8/10 Punkten)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gute Review, ist jetzt eine der ersten positiven die ich lese ;)
Zum Kino wird sie mich trotzdem nicht verleiten, aber ich werde die DVD mal in meinen Player wandern lassen, sobald selbige in der Vid. steht.

Jay hat gesagt…

Riskier ruhig mal nen Blick. Kann man sich auf jedenfall antun! :)