Dienstag, 19. August 2008

Battle Royale

Was geschieht, wenn die Gesellschaft stetig weiter zerfällt und die Erziehung der rebellierenden nächsten Generation immer stärker aus dem Ruder zu laufen droht? Es werden Gesetze erlassen wie der „Battle Royale Act“, der vorsieht, dass eine ausgesuchte Klasse von Delinquenten auf einer geräumten Insel ein zynisches Spiel auf Leben und Tod zu absolvieren hat. Die Regeln sind einfach: Töte, um zu überleben. Denn nur die Person, die innerhalb eines gesetzten Zeitlimits auch den letzten Klassenkamerad getötet hat, kommt mit heiler Haut davon, wird zum Gewinner des „Königlichen Kampfes“.
Kinji Fukasakus „Battle Royale“ (2000) ist eine erschütternde, unbeschreiblich intensive Erfahrung. Vordergründig beruhen diese Empfindungen sicherlich auf der expliziten Darstellung des gnadenlosen Kampfes zwischen den Schülern. „Battle Royale“ funktioniert als harter Actionfilm ohne Zweifel perfekt. Die Inszenierung fährt fast durchgängig ein unglaublich hohes Tempo, was den Zuschauer zwischen den Kämpfen kaum zur Ruhe kommen lässt. Die Action wird vollmundig kredenzt und ist für den Freund derber Kost genau das Richtige. Doch genügen diese Kriterien allein, um aus dem Film das aufwühlende Meisterwerk zu machen, das er ist? Wohl kaum. Den eindringlichsten Beweis dafür erbringen Filme, wie Scott Wipers ähnlich angelegter „Die Todeskandidaten“(2007). Ein Kratzen an der Oberfläche von „Battle Royale“ hingegen lohnt sich. Zu Tage tritt ein bitterböser und ungeschönter Spiegel der Gesellschaft, der elementares, menschliches Verhalten anhand einer 40-köpfigen Schulklasse, die sich dem Tod gegenüber sieht, analysiert. Dabei tritt die Frage nach der wahren Natur des (unzivilisierten) Menschen in den Fokus. Was von unserem alltäglichen Verhalten sind wir selbst und was davon geht auf soziale bzw. zivilisatorische Zwänge und Reglementierung zurück? Erst der Überlebenskampf auf der Insel ermöglicht einen Blick hinter die Fassade, wenn etwa ein ausgespannter Freund zur Ursache eines Blutbades wird. Für jeden Schüler wird obige Frage gestellt – jedes Mal erhält man eine individuelle Antwort. Neid, Misstrauen und Angst werden zum Funken, der alle Fassaden sprengt. Zumindest dort, wo sie nicht schon bereits gefallen sind. Den einzigen Vorwurf, den man Fukasakus Film machen könnte, ist, dass er zumindest bei der Erstsichtung kaum Zeit lässt, um großartig über solche Aspekte nachzudenken. Dies ist jedoch ein Zugeständnis, dass man als Zuschauer gerne akzeptiert, wenn das Resultat eine solch überzeugende Mischung aus Unterhaltungsfilm und Tiefgang ist. (10/10 Punkten)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super Review, ich habe den Film auch noch nicht gesehen, muss ich aber unbedingt mal nachohlen!

Jay hat gesagt…

Ahoi Veit,
wie immer vielen Dank:)
Jo, solltest du dir mal angucken!
P.S.: Lass dich bei Gelegenheit mal wieder im ICQ blicken!;)