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An dieser Stelle wünsche ich allen Lesern noch einmal einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Man sieht/ liest sich 2008!
Der heutige Exkurs führt uns in die Niederungen des trashigen Eurokults. Genauer gesagt: ins Land der Pizza und Pasta- eine der Brutstätten von trashigen Filmproduktionen, die wahrscheinlich jedem Bahnhofskino- Anhänger das Herz aufgehen lassen. Andrea Bianchis „Strip Nude for Your Killer“ (1975) gliedert sich mühelos in diese Sparte ein und verrät dem Zuschauer mit seinem englischen Titel bereits die Quintessenz des Streifens. Reduziert auf zwei Wörter: Nacktheit und Mord. Und von beidem hat Bianchi in knapp 90 Minuten wirklich reichlich untergebracht. Die zugegebenermaßen äußerst fadenscheinige Handlung gerät schnell zur Staffage. Was bleibt, ist ein kontinuierlicher Fluss an Blut und Körpersäften, der offensichtlich niemals zu versiegen scheint. Gebettet wird das Vehikel in eine dicke Kruste aus Dreck, die dem Film eine herrlich sleazy Atmosphäre verleiht. Dies und die größtenteils unfreiwillige Komik, die aus einer omnipräsenten Naivität bzw. Bianchis Unvermögen Spannung aufzubauen entsteht, retten den Film vor der Wertung, die ihm eigentlich zustünde. Zudem tritt Bianchi so gut wie jedes Pflänzchen aufkeimender Spannung mit geradezu tödlicher
Treffsicherheit in Grund und Boden. Wie kann man aber auch nur auf die Idee kommen, jeden, aber auch wirklich jeden Mord durch einen verräterischen Flashback anzukündigen, der pünktlich immer dann gesetzt wird, wenn wieder mal einer der Knallchargen das Messer zu spüren bekommt? Genauso stellt sich einem unweigerlich die Frage, wieso der Killer stets mit einem Motorradhelm auf dem Kopf durch die Gegend zuckelt, wenn man ihn sowieso nur Auto fahren sieht? Herrlich schräg, herrlich sinnlos, aber immer noch- wenn auch auf eine äußerst merkwürdige Art und Weise- herrlich. Sicher, man benötigt eine hohe Toleranzschwelle und ein eigensinniges Verständnis von Humor, um „Strip Nude for Your Killer“ etwas abgewinnen zu können, aber es ist prinzipiell möglich mit Bianchis Streifen seinen Spaß zu haben. (6,5/10 Punkten)
Verwunschene, mit Flüchen belegte Örtlichkeiten jedweder Couleur haben seit jeher ihren angestammten Platz im Horror- und Gruselgenre. Eine zentrale Position unter diesen Ortschaften nimmt das nur allzu populäre, über die Jahre zum Standardrepertoire gewordene Spukschloss ein, in dem meist eine Gruppe Auserwählter ums nackte Überleben kämpfen muss. Castles „Das Haus auf dem Geisterhügel“ (aka „House on Haunted Hill“) aus dem Jahre 1959 bedient sich ebenfalls des klassischen Settings und darf mit Fug und Recht zu den Highlights seiner Zunft gezählt werden.
Wenn das Geld lockt, gestaltet sich Widerstehen schwer- so ist es heute und so war es anscheinend bereits zu früheren Zeiten: Der wohlhabende Frederick Loren (Vincent Price) lädt fünf unterschiedliche Charaktere zu einer Abendgesellschaft in seinem Anwesen, von dem allgemein hin behauptet wird, dass dort mysteriöse, übernatürliche Dinge geschehen. Mit dem Vorwissen, dass bereits sieben Menschen den Besuch des Hauses mit ihrem Leben bezahlt haben, nehmen sie die Einladung an. Um aber ans versprochene Geld zu gelangen- 10 000 Dollar pro Nase- genügt jedoch kein kurzer Abstecher, sondern es wird von Gastgeber Loren eine ganze Nacht- eingeschlossen im Anwesen- vorausgesetzt und genau dort liegt der Hase im Pfeffer.
„Das Haus auf dem Geisterhügel“ beweist höchst eindrucksvoll, dass für Spannung und Atmosphäre keine ausladenden Effektgewitter, aufwändige Goreeffekte oder dröhnende Heavy Metal- Musik von Nöten sind. Der Film generiert mit einfachsten Mitteln eine derart knisternd aufgeladene Atmosphäre, die auch beinahe 50 Jahre nach Entstehung ihre Wirkung zu entfalten vermag. Es ist höchst erstaunlich, was hier mit geschicktem Einsatz von Licht, Schatten und wohl platzierten Schockmomenten für ein fesselnder Spannungsteppich erzeugt werden kann. Gedankt ist dies zu einem Großteil auch der Tatsache, dass der Film den Zuschauer herrlich lange im Dunkeln tappen lässt. Spuken wirklich Geister im Schloss umher? Warum diese Abendgesellschaft mit fünf Fremden? Welche Rolle spielen Loren und seine Frau? Hinweise darauf werden erst im letzten Drittel gestreut, die den Film dann einerseits leider ein wenig entmystifizieren, andererseits jedoch vielschichtiger gestalten.
Schauspielerisch gibt sich der Streifen eher karg und bietet mit seinen fünf Partygästen nur 08/15- Gesichter, an die sich selbst Freunde des Films nur flüchtig erinnern werden. Dankenswerterweise hat „Das Haus auf dem Geisterhügel“ aber ein Ass im Ärmel: Genre-Ikone Vincent Price („Das Pendel des Todes“, „Der Untergang des Hauses Usher“), welcher hier gewohnt souverän aufspielt und dem Film seine persönliche Note aufdrückt. „Das Haus auf dem Geisterhügel“ ist für alle Grusel- und Geisterhausfreunde eine definitive Empfehlung. Klaustrophobisch, beängstigend, klasse. (9/10 Punkten)
Sonntag, der 09.12.2007
Montag, der 10.12.2007
Dienstag, der 11.12.2007
Mittwoch, der 12.12.2007
Donnerstag, der 13.12.2007
Freitag, der 14.12.2007
Roman Polanskis „Tanz der Vampire“ (OT: „The Fearless Vampire Killers“) ist Kult- so zumindest hört man. Doch, dass der filmische Adelstitel „Kult“ nicht zwangsweise mit den eigenen Eindrücken konform geht, dürfte kein Geheimnis und im Falle von „Tanz der Vampire“ einer zu hohen Erwartungshaltung geschuldet sein. Damit einhergehend fällt auch das Fazit leider eher ernüchternd aus.
Dass das Grundgerüst der Geschichte altbekannt ist und nur durch leichte Variationen glänzen kann, ist in dem Zusammenhang noch nicht einmal das große Problem. Vielmehr mangelt es dem Film- besonders in der ersten Halbzeit- deutlich an Pfeffer, Flair, Esprit oder wie man es sonst noch nennen möchte. Sind die beiden Vampirjäger erst einmal auf Krolocks Schloss angelangt, verschwindet dieses Manko aus den Zuschauerköpfen allmählich, jedoch nicht ohne im Gesamteindruck unübersehbare Kratzer zu hinterlassen. Eine nette Idee des Films ist es, in die Vampirgeschichte noch einen Subplot um den Jäger Alfred und die Dorfbewohnerin Sara einzubauen, welche unglücklicherweise von Krolock entführt wird und somit aus der Vampirjagd eine persönliche, schlussendlich fatale Rettungsaktion macht.
Technisch präsentiert sich „Tanz der Vampire“ von seiner Schokoladenseite, sodass man dem Film diesbezüglich nur absolute Souveränität bescheinigen kann. Sowohl die Ausstattung bzw. die Settings- woraus der Streifen einen Großteil seiner wohlig-grusligen Atmosphäre bezieht- als auch die Kameraarbeit sind über jeden Zweifel erhaben und entführen den Zuschauer auf angenehmste Weise in eine fremde, verwunschene Welt. Besonderes Highlight: Alfreds und Dr. Abronsius Kletterpartie in luftiger Höhe auf dem verschneiten Schlossdach, die sie auf sich nehmen müssen, um am Gruftwächter Koukol vorbei an Krolocks Sarg zu gelangen.
Insgesamt soll jetzt nicht der Eindruck erweckt werden, dass „Tanz der Vampire“ schlecht sei- nur leider über die Jahre gealtert. Nichtsdestotrotz wissen einzelne Aspekte- wie die geniale Figur des Dr. Abronsius und dessen Dialoge mit Krolock- zu gefallen. Final gibt es summa sumarum: 7,5/10 Punkten.
Was steckt hinter der nunmehr ziemlich lang anhaltenden Remakewelle, die sowohl Genreklassiker als auch Filme jüngeren Datums gleichermaßen erwischt? Ist es reine Berechnung, die auf einen größtmöglichen Profit abzielt? Oder stecken doch ganz unverhoffte künstlerische Ambitionen hinter derlei Projekten, die dem Original neue Interpretationsmöglichkeiten abzugewinnen versuchen? Das jüngste Beispiel für ein Remake der zweiten Kategorie ist sicherlich Rob Zombies Neuauflage des Carpenter-Klassikers „Halloween“. Zombie, dessen Liebe fürs Horrorgenre schon seinen vorherigen Produktionen („Haus der 1000 Leichen“, „The Devil’s Rejects“) deutlich anzusehen war, gelang mit „Halloween“ eine durchweg sehenswerte Neuinterpretation, die den Klassiker von einer anderen Seite beleuchtet, jedoch ohne das große Vorbild jemals aus den Augen zu lassen. Dahingehend am Interessantesten gestaltet sich die Aufbereitung von Michael Myers Jugendjahren. Während Carpenters Film sich diesbezüglich nicht allzu lange aufhielt, geht es Zombie darum, eine Motivbasis für Myers Handeln zu etablieren. Beim Original wird der Initialmord beispielsweise wesentlich enger mit einer sexuellen Komponente verbunden, als es im Remake der Fall ist. Genretypisch konservativ wird dafür der Geschlechtsakt zwischen Michaels Schwester und ihrem Freund umgehend mit dem Tode „geahndet“ und somit zum Zünder der Geschichte auserkoren. In Zombies „Halloween“ tritt dieser Aspekt weiter in den Hintergrund. Vielmehr liegt hier der Fokus auf dem bis ins Mark erschütterten Familienleben der Myers und dessen Auswirkungen auf einen jungen Menschen wie Michael. Dabei darf sich Zombie, welcher durch die Fireflys schließlich schon reichliche Erfahrungen mit gestörten Familien sammeln konnte, ordentlich austoben. Hier und da vielleicht ein bisschen zu überzeichnet, zu kaputt, zu stereotyp, um ernst genommen zu werden, aber im Gesamtkonzept des Films durchaus vertretbar. Das erste Opfer von Zombies Michael stammt überraschenderweise nicht aus der eigenen Familie, sondern ist ein nicht gerade sympathisches Exemplar der Gattung Mitschüler. Nachdem sich Michael dessen angenommen und schlussendlich auch seine Familienmitglieder- sprich: den tyrannischen Stiefvater- dezimiert hat, macht der Film einen größeren Sprung auf der Zeitachse in Richtung Gegenwart, jedoch nicht ohne noch etwas genauer auf die Zeit in der Nervenklinik einzugehen, welche Carpenter zumeist ausgespart hat. Die verschiedenen Ansätze der Regisseure werden so besonders in der ersten Hälfte des Streifens offensichtlich und verleihen dem Remake ein Stück weit wohlige Eigenständigkeit. Und auch in Bezug auf Gewalt geht Zombie seine eigenen Wege, denn von den feinfühlig platzierten, kaum blutigen Taten findet sich anno 2007 kaum noch etwas wieder. Zombie, getreu dem Motto „viel hilft viel“, bombardiert den Zuschauer mit in tiefrot gemalten Schreckensvisionen- tauscht somit Carpenters chirurgisches Feinbesteck gegen den Titanvorschlaghammer. Keine Spur mehr von Off- Screen oder vorsätzlich abgedunkelten Bildern, Zombie überträgt seine bereits wohlbekannte, kompromisslose Einstellung gegenüber Gewalt konsequent auf das „Halloween“- Projekt.
rs (Daeg Faerch). Die Wahl hätte nicht besser ausfallen können. Er verkörpert eine wohl ausbalancierte Mischung aus zutiefst gestörtem Wahnsinnigen und zeitgleich Mitleid erregendem Kind, was für das Alter des Jungschauspielers absolut beachtlich ist. Nebenher gibt es dann auch für Filmfreaks noch kleinere Schmankerl in Form von interessant besetzten Nebenrollen zu entdecken. So darf man Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“, „Heat“, „Desperado“) als Putzmann Ismael Cruz, Ken Foree („Dawn of the Dead“ (1978) als Trucker Big Joe Grizzley und auch Udo Kier bewundern. Doch bei all dem Lob in Bezug auf den Cast muss man zugestehen, dass Malcolm McDowell („Caligula“) ein mittelschwerer Fehlgriff ist. Er wirkt stets deplaziert und kann die Rolle, die ehemals vom verstorbenen Donald Pleasence verkörpert wurde, nicht ausfüllen.
Rob Zombies „Halloween“ ist ein durchweg gelungenes Remake, was zwar weit hinter Carpenters Original rangiert, nichtsdestotrotz einen unterhaltsamen Filmabend garantiert. Der Eindruck wäre vielleicht noch ein wenig positiver ausgefallen, hätte Zombie das letzte Drittel ein bisschen gestrafft, um dem Film etwas mehr Drive zu verleihen. So zieht sich der Teil des Films leider doch ein wenig, was nicht unbedingt hätte sein müssen. (8/10 Punkten)
Sonntag, der 07.10.2007
Montag, der 08.06.2007
Dienstag, der 09.06.2007
Donnerstag, der 11.10.2007
Freitag, der 12.10.2007